Die Waldtracht
Eine Kolonie Rotbraun bepuderter Fichtenrindenläuse am Wipfel einer Fichte
Für den Imker beginnt jetzt eine besonders spannende Zeit. Nachdem die Blütentracht vorbei ist, stellt sich nun die Frage ob es in diesem Jahr eine Waldhonigtracht geben wird. Die Waldtracht ist deshalb von besonderer Bedeutung da sie mengenmäßig wesentlich ergiebiger ist als die Blütenhonigtracht und sich der Waldhonig besonderer Beliebtheit erfreut. Der Waldhonig ist ein dunkler, sehr zähflüssiger Honig mit einem vorzüglichen Geschmack.
Die Entstehung einer Waldtracht ist aber von vielen Faktoren abhängig und kommt auch nicht jedes Jahr zustande. Der Honigtau kommt von kleinen Sauginsekten - den sogenannten Lachniden und Lecanien - die den süßen Pflanzensaft den Siebröhren unserer Waldbäume entnehmen. Dieser Honigtau wird von den Bienen gesammelt und zu Waldhonig weiterverarbeitet.
Die Entwicklung der Läuse beginnt im Frühjahr je nach Erwärmung, Ende März bis Anfang April, indem aus den einzelnen Wintereier die Stammmütter schlüpfen. Je nach Art der Laus kommt es dann zu einer vorgegebenen Generationsfolge aus ungeflügelten und geflügelten Läusen. Die geflügelten dienen der Verbreitung und dem Wirtswechsel. Die ungeflügelten Lachniden dienen der Massenvermehrung.
Mit der Massenvermehrung können dann auch immer häufiger Honigtauspritzer auf den Blätter unterhalb von Fichten- und Tannenästen beobachtet werden. Die Bienen brauchen allerdings noch etwas Zeit, bis sie den Honigtau entdecken und zunehmend den Wald befliegen. Die Stockwaage ist dabei ein sehr hilfreiches Instrument, um den Beginn, die Intensität und das Ende der Waldtracht zu erkennen. Ein erfahrener Imker kann aber auch am Bienenflug sofort erkennen, dass die Bienen den Honigtau entdeckt haben. Wer dann durch den Wald geht kann auch das summen der Bienen in den Bäumen beobachten.
Jetzt sollten dann auch die Bienenvölker den Höhepunkt der Entwicklung erreichen, damit genügend Flugbienen für das Sammeln des Honigtaus zur Verfügung stehen.